Range Rover Evoque-Heute ein Star
Sven Jürisch
Endlich ist es soweit, die ersten Range Rover Evoque rollen durch die City. Als Coupe, mega elegant, cool und lässig, eben envouge. Wie sich der rustikale City SUV im Alltag bewährt? FiF hat es überprüft.
Hamburg im Sommer 2012. Die Stadt liegt im Ferienschlaf, doch überall wo er auftaucht ist der Menschenauflauf vorprogrammiert. Denn selbst bei den sonst so kühlen Hanseaten stößt das ungewöhnliche Design des Range Rover Evoque auf neugierige Blicke. Der neue kleine Range wirkt wie von einem anderen Stern. Kleine, fast schießscharten artige Fensterflächen, eine gestreckte aber dennoch kompakte Silhouette und dazu dieser Schuß „Old Spice“ machen den Evoque wohl zur sexiesten Neuerscheinung auf unseren Straßen in diesem Jahrzehnt.
Sexy Schale aber weicher Kern
Doch wer von aussen so vorlegt, muß auch im Inneren einiges zu bieten haben. Der Range Rover hält, was seine Macher versprechen. Saubere Verarbeitung, angenehm genarbtes Leder und hochwertige Oberflächen wohin man sieht. Hier braucht sich der Evoque nicht vor der etablierten Konkurrenz zu verstecken. Ärgerlich jedoch so manche Schwäche im Detail. Das teure 380 Watt starke Audiosystem lässt trotz Subwoofer und 10 Lautsprechern einen präsenten Klang vermissen, die Navigation ist in Sachen Bedienbarkeit und Kartenansicht ein Fall für das Museum und die Sitzverstellung der Vordersitze ist in ihrer elektrischen Ausführung so lahm, das man speziell bei Regenschauern ausserordentlich ungeduldig auf die Freigabe der hintern Sitzreihen wartet. Überhaupt hat es der Range mit dem Hamburger Schmuddelwetter nicht so. Denn wenn es richtig schauert tropft in Ermangelung einer Regenrinne das kühle Naß beim Öffnen der Tür ungehindert auf die Sitze oder das Kostüm. Genauso unschön ist die Tatsache, daß Range Rover offenbar an Dichtungen gesparrt hat. So bleibt nach einer Fahrt im Matsch und einer anschließenden Autowäsche der Innenschweller nach wie vor schmutzig. Ein Umstand, der die Klamotte beim nächsten Ein-oder Ausstieg zum Fall für die Waschmaschine macht. Und wo wir gerade beim Thema reinigen sind; der Floor im Kofferraum ist zwar extrem hochwertig, gibt Tierhaare aber nur nach stundenlanger Intensivbehandlung mit der Spezialbürtse wieder frei. Hier wäre eine praktische Wendematte mit Gummioberfläche sicher eine willkommene Erleichterung. Praktisch hingegen sind Details, wie die fernentriegelbare Heckklappe, die auf Knopfdruck auch automatisch schließt oder das großflächige Panoramadach, mit dem der Evoque zum lichtdurchfluteten Showroom wird. Ein elektrisches Rollo sorgt auf Knopfdruck innerhalb weniger Sekunden für eine heimelige Atmosphäre und angenehme Temperaturen.
Range Rover Evoque
Was kuckst Du? Der Evoque als Eyecatcher
Doch genug gemeckert. Auf der Straße ist der Evoque einsame Spitze. In der getesteten 2,2 Liter Diesel Version mit Allradantrieb und 190 PS bleiben keine Wünsche offen. Egal bei welchem Wetter der Evoque beschleunigt souverän und extrem kraftvoll, die leichtgängige Servolenkung macht das Auto super handlich und die spritzig schaltende Automatik läßt nie den Wunsch nach einer Handschaltung aufkommen. Die wäre auch nur hinderlich, denn der Evoque erfordert trotz aller Modernität höchste Aufmerksamkeit, ist er doch mit einem extrem hohen Flirtfaktor ausgestattet. Keine Frage, das die anziehenden Blicke erst der eleganten Karosse dann aber auch der Fahrerin gelten. Mal eben im Schlaberlook zum Bäcker ist also im Evoque glatter Stilbruch und sollte in der Betriebsanleitung eigentlich untersagt werden. Doch nicht nur beim Posen macht der Range Rover Spaß. Er bewährt sich auch im Alltag. Um die 9 Liter Diesel verbraucht er, angesichts der Größe ein guter Wert und auch wenn es für das Automatikmodell eine Start Stopp Einrichtung derzeit nicht im Angebot gibt, kann man durch den persönlichen Fahrstil durchaus auf 8 Liter kommen. Und selbst das Parken klappt im Evoque überraschend leicht. Eine Heckkamera sorgt zusammen mit dem Parkassistenten an der vorderen Stoßstange für berührungsfreien Nahverkehr.
Range Rover Evoque Victoria Se
Schönheit hat ihren Preis
Das das Evoque Vergnügen nicht billig ist, war bereits zu Beginn des Rendevous klar. Aufwändige Technik und das tolle Styling kosten eben. Doch was des einen Leid, ist des anderen Freud, denn so bleiben die Evoque Ladies wesentlich unter sich. Mit 34.400 Euro startet der 150 PS Diesel Evoque in der sparsamen Pure Version und Vorderradantrieb als Dreitürer. Unser 190 PS starker Automatik Testwagen mit Ledersitzen, Navigation und vielen elektrischen Gimmicks lag bei deutlich über 48.000 Euro. Dafür gibt es woanders sicher mehr Auto für’s Geld, aber eben keines, was so die City rockt, wie der Evoque.
FIF Fazit: Teuer und begehrenswert, das ist der Evoque. Doch, wie ein gutes Abendkleid macht letztlich die Exclusivität den Reiz des Range Rover aus. Das der am Ende auch mit einer guten Alltagstauglichkeit und sportlichen Fahrleistungen glänzen kann, erleichtert die Kaufentscheidung.